Multipolar: 22-10-2025,
Französischer Ökonom: mehr Arbeitsplätze durch Investitionen in Umwelt, Bildung oder Gesundheit / Gewerkschaftsökonom: Rüstungsindustrie weder nachhaltig noch moralisch / Wirtschaftsprofessor: Aufrüstung kein Mittel gegen Wirtschaftskrise
22. Oktober 2025
Berlin / Paris.
Ökonomen kritisieren den politischen Aufrüstungskurs Deutschlands und anderer europäischer Länder als falsch und unsinnig. Der französische Wirtschaftswissenschaftler Claude Serfati erläuterte gegenüber dem Online-Magazin „German Foreign Policy“ (22. Oktober), dass Ausgaben für die Rüstungsindustrie geringeres Wachstum, geringere Privatinvestitionen und weniger Arbeitsplätze nach sich ziehen als andere staatliche Ausgaben. Aufrüstung sei kein geeigneter Weg, um einer Wirtschaftskrise zu begegnen. Militärausgaben tragen „nicht zum Wachstum des Reichtums“ bei, sagte Serfati, der am Pariser Institut de recherches économiques et sociales (IRES) tätig ist. Die Fokussierung einer Regierung auf die Rüstungsindustrie bringe ökonomisch „ernste Nachteile“ mit sich und könne langfristig sogar zum „Niedergang“ eines Landes führen, heißt es in dem Beitrag.
Im Gegensatz zu Investitionen in die zivile Infrastruktur erbringen Waffen dem französischen Experten zufolge keine Vorteile für die Produktion anderer Güter. „Ein Panzer, eine Rakete, ein Kampfflugzeug kehren nicht in den Prozess der makroökonomischen Reproduktion zurück, wie es beispielsweise ein Ausrüstungsgut tut oder eine Maschine, die verwendet wird, um andere Güter herzustellen“. Ein Vergleich von Statistiken aus Deutschland, Italien und Spanien zeige zudem, dass sich mit Ausgaben für Umwelt, Bildung und Gesundheit mehr Arbeitsplätze schaffen lassen als mit Ausgaben für die Rüstung. Zudem werde der Beitrag der Rüstung zum technologischen Fortschritt insgesamt „oft überschätzt“, erläuterte Serfati. Sein Heimatland Frankreich falle gerade wegen seiner „traditionellen Fokussierung“ auf Rüstung wirtschaftlich zurück.