Manova: 30-05-2025,
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte läßt sich trefflich glauben,
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.
Johann Wolfgang von Goethe, FAUST, Teil 1
Ursprünge
Die politische „Links-Rechts“-Einteilung geht zurück auf die französische Nationalversammlung von 1789: Wenn man von vorn auf die dortige Szenerie mit dem König in der Mitte schaute, saßen die eher antimonarchistischen Oppositionellen linkerhand, die konservativeren, eher Königstreuen rechterhand. Diese Sitzordnung orientierte sich an den räumlichen Gegebenheiten des britischen Unterhauses, war also keine französische Erfindung.
Allerdings waren die Links-Sitzenden keine Sozialisten oder Kommunisten, sondern vorwiegend Angehörige des Bürgertums, die wiederum äußerst unterschiedliche politische Orientierungen vertraten. Die 1.315 durchweg männlichen Deputierten der Nationalversammlung setzten sich insgesamt so zusammen:
„25 Prozent von ihnen waren Angehörige des Klerus, 18 Prozent gehörten zum Militär (in erster Linie Adelige), 40 Prozent waren Juristen oder Träger von öffentlichen Ämtern, 7 Prozent der Deputierten waren Unternehmer; unterrepräsentiert waren die Deputierten vom Land; das einfache Volk der Städte fehlte gänzlich.“
Im weiteren Verlauf der französischen bürgerlichen Revolution verwischten sich die Grenzen zwischen Links- und Rechts-Sitzenden. Die ehemals Oppositionellen spalteten sich auf in verfeindete Gruppen, die darum wetteiferten, wer die anderen zuerst auf die Guillotine schicken konnte. Insgesamt wurden auf der Grundlage ihrer Beschlüsse etwa 50.000 Menschen hingerichtet.