Transition News: 30-06-2025,
Seit dem 28. Juni steht das politische Zentrum von Sofia still. Und das ist wörtlich zu nehmen: Die bulgarische Hauptstadt ist zum Schauplatz einer der größten Demonstrationen der letzten Jahre geworden. Unter dem Slogan «Nein zum Euro – Ja zum Lewa» haben sich zehntausende Bürgerinnen und Bürger auf den Straßen versammelt. Ihr Ziel: Die Einführung der europäischen Einheitswährung zum 1. Januar 2026 zu stoppen. Der Protest soll – so die Ankündigung der Organisatoren – mindestens bis zum 8. Juli andauern. Das melden die bulgarischen Medien, aber auch der westeuropäische Mainstream (hier und hier).
Organisiert wird die Kundgebung vom «Bürgerkomitee zur Bewahrung des Lewa», mit Unterstützung der nationalistischen und prorussischen Partei «Wosroždénie» (Wiedergeburt). Deren Parteivorsitzender Kostadin Kostadinow spricht vom «Kampf um die finanzielle Unabhängigkeit Bulgariens» und beschwört das Bild eines «kolonialen Zwangs» durch Brüssel. Unterstützt werden die Proteste auch durch rechte und eurokritische Politiker aus Deutschland (unter anderem von der AfD), Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Ungarn.
Tatsächlich greifen die Protestierenden Sorgen auf, die weit über ideologische Rhetorik hinausgehen. Viele Bulgaren verbinden mit der bevorstehenden Euro-Einführung existenzielle Ängste: steigende Lebenshaltungskosten, Verlust der Preisstabilität und eine Entfremdung von der eigenen Währung, dem Lewa, der seit 1881 in Umlauf ist und tief in der nationalen Identität verwurzelt ist.
Dabei ist der Lewa längst fest an den Euro gekoppelt – ein faktischer Verlust der geldpolitischen Souveränität besteht bereits seit Jahren. Dennoch sehen viele in der offiziellen Umstellung eine rote Linie überschritten.