Nachdenk Seiten: 20-08-2024,
Die taz war einmal eine richtig gute Zeitung. Das ist lange her. Heute veröffentlicht das Berliner Blatt Beiträge, die in ihrem intellektuellen Dilettantismus atemberaubend sind. Und mittlerweile publiziert die Redaktion sogar einen Kampfaufruf gegen Russland: „Kämpfen für Deutschland: Zu den Waffen, Genossen!“ lautet die Überschrift eines aktuellen Artikels, der gerade wegen seiner eigenen Beschränktheit tief blicken lässt. Früher hat die taz ausgezeichnet, dass ihre Autoren fundamentalkritisch vorherrschende „Wahrheiten“ hinterfragt haben. Heute tanzt die taz mit der Macht Tango – und merkt es nicht einmal. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
Sollte ein Journalist in einer deutschen Zeitung darüber schreiben dürfen, dass er im Kriegsfall zur Waffen greifen würde? Sollte eine Zeitung ihren Journalisten die Möglichkeit bieten, einer breiten Öffentlichkeit von ihren Kriegsspielen im Kopf erzählen zu dürfen? Die innere Pressefreiheit ist wichtig. Jeder Journalist sollte seine Gedanken im eigenen Blatt frei äußern können. Das versteht sich von selbst. Wie weit die jeweiligen Blätter dabei darauf achten, dass gewisse intellektuelle Standards nicht unterschritten werden, bleibt selbstverständlich den Entscheidern in den Redaktionen überlassen. Gerade von Redaktionen, die sich mit der großen Politik befassen, darf ein gewisses intellektuelles Niveau erwartet werden. Wirklichkeitsvorstellungen und „Analysen“, die nur die Vorderbühne betrachten, sind vielleicht noch etwas für eine Schülerzeitung. Für ein Medium, das ganz vorne in der politischen Diskussion dabei sein möchte, sind eindimensionale Stellungnahmen von Redakteuren im Blatt ein Armutszeugnis. Einerseits. Andererseits gilt im deutschen Journalismus heute: Je eindimensionaler, desto besser. Fundamentalkritisch vorherrschende Wahrheiten hinterfragen? Wie etwa, dass der Feind im Osten sitzt?