Overton Magazin: 28-12-2024, Stadtbücherei Münster. Bild: Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW/ CC BY-ND-2.0
Die Stadtbücherei Münster hat zwei Bücher mit einem Warnhinweis versehen. Die Begründung verrät, dass man meint, präventiv vor möglicher Kritik handeln zu müssen.
Am 23. Dezember hatte ich berichtet, dass die Stadtbücherei Münster Bücher unter Vorbehalt stellt (“Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt” oder “Medien an den Rändern”) und dies als Beispiel für die derzeit herrschende Cancel Culture bezeichnet. Die Bibliothek sieht sich, was zum Vorgang dazugehört, selbst als eine der besten Bibliotheken Deutschlands, also als eine Art Leuchtturm, und will allen die Chance auf „freie Information und Bildung“ bieten. Zum Leitbild gehört: „Unser Angebot ist neutral. Wir respektieren die Pluralität der Gesellschaft.“
Warum die beiden Bücher „Putin, Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud im Westend Verlag erschienen) und „2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen“ von Gerhard Wisnewski als „Werke mit umstrittenem Inhalt“ ausgezeichnet wurden, erfährt der Büchereibesucher, der über sie stolpert oder sich für sie interessiert, nicht. Er soll wohl der Expertise der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei vertrauen. Als Zusatz wurde noch auf dem Warnhinweis angemerkt: „Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.” Gegen welche der Grundsätze einer demokratischen Gesellschaft die Bücher „unter Umständen“ verstoßen, wird ebenfalls nicht mitgeteilt, geschweige denn die Nennung dieser Grundsätze.
Diese ungefähren Angaben verstören, zumal aus den Formulierungen schon hervorgeht,